SUN BEAR'S ERFAHRUNGEN MIT PEYOTE

Die Zusammenkünfte fanden in Ballantine Parkers Haus statt, einem Indianer aus Omaha, der das dortige Oberhaupt der Peyote-Kirche war. Ich brachte ihm eine Brieftasche als Geschenk mit.

Es waren Indianer von Winnebago und Omaha anwesend. Die Zeremonie begann gegen neun Uhr abends und dauerte bis zum Morgengrauen.

Der Raum war völlig kahl; die Möbel waren hinausgestellt worden. Wir saßen alle auf dem Boden. Es war eine Frau im Zimmer, und Ballantine Parker stellte sie vor.

"Diese Schwester ist sehr krank", erklärte er uns, "und sie bittet uns, für sie zu beten."

Ein junger Mann, der als der "Diener des Peyote" bezeichnet wurde, brachte eine Schale mit heißen Kohlen herein und stellte sie vor Ballantine, der Zedernholz und Tabak nahm und unter Gebeten auf den Kohlen darbrachte.

Ich spürte, wie die Kraft in den Raum strömte.

Nun kam der Diener mit einem Stoffbeutel herein; der Beutel war gefüllt mit getrockneten grünen Peyoteknöpfen, dem heiligen Symbol der Peyote-Religion. Die Früchte wurden in Sonnenrichtung herumgereicht. Ich nahm zwei und brach sie auf. Im Innern befand sich eine watteartige Substanz, die entfernt werden musste.

Wir begannen, die Peyoteknöpfe zu kauen; sie schmeckten wie Bitterschokolade, nur strenger. Nachdem wir sie aufgegessen hatten, brachte uns der Diener Peyotetee.

Mein Freund Hawk John begann sich zu wiegen und zu singen; sein Nachbar schlug die Trommel, während Hawk John vier Lieder sang. In den Händen hielt er eine Rassel und einen perlenverzierten Stab, den die Peyote-Anhänger den Stab des Lebens nennen.

Andere fielen in den Gesang ein. Einige sangen, andere beteten nur, und das Meskalin schickte uns auf die Reise. Ich fühlte eine große Ausdehnung, ein Summen und Klopfen in der Mitte der Stirn.

Als Hawk John seine vier Gesänge beendet hatte, reichte er den Stab des Lebens in Sonnenrichtung an den Nächsten weiter. Das war der Verlauf der Zeremonie; jeder nahm einmal die Rassel und den Stab und sang oder betete, und sein Nachbar schlug die Trommel dazu.

Das Meskalin füllte mich aus, gab mir ein Gefühl der Tiefe und Weite, ein Gefühl der Öffnung, des Einsseins mit dem Universum. Alle Dinge, der Perlenschmuck, der Raum selbst, die Gesichter der anderen, wurden intensiver in der Wahrnehmung, jede Einzelheit trat deutlich hervor. Ich wurde ein Adler und schwebte mit dem Gesang über dem klaren, blauen Wasser eines Sees. Meine Adern füllten sich mit Liebe, und die Trommelschläge durchdrangen mich und vereinigten sich mit meinem Pulsschlag.

Der Große Geist war allüberall. Die Zeit war stehen geblieben, und wir waren Wesen aus uralter Zeit und bedurften keiner Sprache.

Nach einer Weile begann Ballantine Parker zu sprechen.

"Meine Frau und ich", sagte er, "wir sind glücklich, diese Versammlung gemeinsam mit unseren Winnebago-Brüdern zu begehen. Wir verwenden heute Nacht Tabak und Zedernholz, um beiden Bräuchen die Ehre zu erweisen. Und wir heißen unseren Chippewa-Bruder willkommen." Damit nickte er mir zu.

In jener Nacht machte der Stab dreimal die Runde. Er muss vollständig herumgehen, gleichgültig, wie spät es darüber wird. Einige Brüder beteten für einen geliebten Menschen, der im Gefängnis saß oder dem Alkohol verfallen war; andere priesen die Kraft der Heilung und Vision des Peyote.

Der Frau, die gekommen war, um Heilung zu finden, schien es schon viel besser zu gehen.

Am Morgen nahmen wir gemeinsam ein zeremonielles Frühstück ein. Als erstes wurde, wieder in Sonnenrichtung, eine Schale Wasser herumgereicht. Jeder der Anwesenden trank einen Schluck und dankte dem Großen Geist für das Geschenk des Lebens durch das Wasser. Als nächstes wurde Mais gereicht, und wir aßen alle aus einer Schüssel, indem wir wieder dem Schöpfer dankten. Der Mais stand als Symbol für alle Getreide der Mutter Erde. Anschließend machten Pfirsiche die Runde, die für alle Früchte und Beeren galten, und als letztes aßen wir Fleisch aus einer Schüssel. Jedes Gericht war stellvertretend für ein bestimmtes Reich der Speisen, mit denen der Große Geist die Mutter Erde für uns bestellt hat.

Nach dem Frühstück plauderten wir einige Stunden miteinander, und am Mittag folgte dann das Peyote-Festmahl. Mit dem Mahl war die Zeremonie beendet.

Die Peyote-Versammlung war eine Versammlung der Herzen; alles war mit Liebe und Demut getan worden. Bei anderen Peyote-Feiern, die ich in Kalifornien miterlebt habe, entzündeten die Brüder eine mit Maisblatt gerollte und mit Tabak gefüllte Zigarette, wenn sie ihr Gebet sprachen. Sie wurde herumgereicht, und jeder betete zuerst in englischer und dann in der Sprache seines Volkes.

Die erste Versammlung mit Ballantine Parker war eine gewaltige Erfahrung. Niemand begeht die Peyote-Zeremonie, nur um sich zu berauschen oder auf einen Trip zu gehen; das Meskalin lässt Kraft und Energie in uns einströmen. Und was dieser Medizin Kraft verleiht, ist das Trommeln, das die ganze Nacht hindurch anhält; man kann es noch drei Wochen später im Kopf hören, sein Dröhnen in der Brust spüren.

Bei der Peyote-Feier wird eine besondere Trommel benutzt; es ist eine kleine Kesseltrommel, die man hochheben und in der Hand halten kann. An der Außenseite des Kessels befinden sich sieben kleine Steine, um die die Wildlederhaut gewickelt ist. Um die Haut zu spannen, ist ein Riemen zuerst im Kreis um die Steine gewickelt und dann kreuzweise über den Kesselboden gezogen. Wenn der Riemen richtig gespannt ist, bildet er auf dem Trommelboden einen siebenzackigen Stern.

Der Kessel ist mit Wasser gefüllt, und wenn ungefähr eine Stunde lang auf der Trommel gespielt worden ist, dann "öffnet" sich das Fell; das heißt, der Klang wird voller. Es entsteht dann ein klopfender Ton wie ein Herzschlag und das Surren und Vibrieren durch die Schwingungen im Wasser. Manchmal, wenn die Feier schon sehr lange andauert, verdunstet das Wasser im Kessel. Wenn das so ist, muss man fest am Lederfell saugen, so dass ein Vakuum im Kessel entsteht; anschließend gießt man Wasser auf das Fell. Es läuft durch und füllt den Kessel wieder auf.

Die Trommel wird ebenso ein Teil von dir wie der Herzschlag; sie trägt dich, immer wieder. Und manchmal verwandeln sich die Menschen in Tiere, zum Beispiel in einen Adler, wie ich. Castaneda trifft es ziemlich genau in den Don-Juan-Büchern: Man kann sich mit Peyote oder anderen Pflanzen oder auch ohne sie in eine Krähe oder einen Koyoten verwandeln.

Der Peyotekaktus besitzt sowohl geistige wie auch physikalische Heilkraft; er hat eine ähnliche Wirkung wie Chinin. Manchmal bereite ich Peyotetee für einen meiner Leute, wenn er sich krank fühlt, und es hat immer geholfen. Es ist gute Medizin, aber auch eine heilige Handlung, die meiner Meinung nach nur unter Anleitung von Leuten vorgenommen werden sollte, die ihren Gebrauch gründlich gelernt haben. Andernfalls kann sie nicht ihre volle Kraft entfalten. Es ist nicht dasselbe, wenn man sie allein nimmt, und ich rate davon ab, leichtfertig damit umzugehen.

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