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Tirol: "Zeichen der Versöhnung" mit den "Hutterern" geplant
Ein dunkles Kapitel der Tiroler Geschichte - Drei "hutterische" Ehepaare aus Kanada halten sich derzeit zu Sondierungsgesprächen in Tirol auf

Innsbruck, 21.2.07 (KAP) In Tirol ist für Oktober ein offizielles kirchliches und politisches "Zeichen der Versöhnung" mit den "Hutterern" geplant. Die "Hutterer" sind eine in Tirol entstandene reformatorische Täuferbewegung. Im 16. Jahrhundert wurden sie brutal verfolgt, des Landes verwiesen oder hingerichtet. Ihr erster Vorsteher Jakob Hutterer, nach dem sie benannt sind, wurde am 25. Februar 1536 vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Die Zahl der "Hutterer" wird heute mit rund 45.000 angegeben. Sie leben - nach einer jahrhundertelangen Odyssee ihrer Vorfahren durch Europa - in so genannten "Brüderhöfen" in Gütergemeinschaft in Kanada und den USA.

Die Idee, ein offizielles "Zeichen der Versöhnung" mit den heutigen "Hutterern" zu setzen, geht auf das Heilige Jahr 2000 zurück. Damals hatte Johannes Paul II. in einer weltweit beachteten Vergebungsbitte das Leid benannt, für das Katholiken und ihre Kirche im Lauf der Geschichte verantwortlich waren. Dem Arbeitskreis, der das "Zeichen der Versöhnung" vorbereitet, gehören Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche, der christlichen Friedensbewegung "Pax Christi", der Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Gemeinden und andere mehr an.

Begegnung mit Bischöfen Scheuer und Egger
Auf Einladung des Arbeitskreises halten sich derzeit drei "hutterische" Ehepaare aus Kanada in Tirol auf. In Gesprächen mit Mitgliedern des Arbeitskreises, aber auch mit den Bischöfen Manfred Scheuer in Innsbruck und Wilhelm Egger in Bozen sollen Detailfragen zum geplanten "Zeichen der Versöhnung" geklärt werden.

Die drei "hutterischen" Ehepaare betonten am Aschermittwoch bei einer Pressekonferenz, dass für sie der Aufenthalt in Tirol "sehr bewegend" sei. U. a. werden sie auch St. Lorenzen in Südtirol, den Geburtsort Jakob Hutters, besuchen. Ein Abstecher wird sie überdies nach Niederösterreich führen. Im Weinviertel hatten sich "Hutterer" nach ihrer Vertreibung aus Tirol vorübergehend angesiedelt.

Gemeinsames Gebet am Todestag Jakob Hutters Höhepunkt des derzeitigen Sondierungsaufenthaltes der "Hutterer" in Tirol ist am kommenden Sonntag, 25. Februar (dem Todestag Hutters), ein Akt des Gedenkens vor dem Goldenen Dachl und um 18 Uhr ein gemeinsamer Gebetsgottesdienst im Alten Innsbrucker Rathaus. Am Montag, 26. Februar, präsentiert die Historikerin Astrid von Schlachta ihr neues Buch "Die Hutterer zwischen Tirol und Amerika". Am Mittwoch, 28. Februar, findet im "Novum" in Innsbruck-Arzl ein öffentlicher Gesprächsabend mit den "Hutterern" statt.

Für den 28. Juni ist die Eröffnung einer Ausstellung im Museum Goldenes Dachl in Innsbruck "Der Mensch um 1500 - Die Hutterer" geplant.