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Tirol: "Hutterer"-Besuch im "Zeichen der Versöhnung"
Mitglieder der reformatorischen Täuferbewegung trafen mit Bischöfen Scheuer und Egger zusammen - Tirol-Besuch stand im Zeichen der Vorbereitung auf offiziellen Versöhnungsakt im kommenden Oktober

Innsbruck-Bozen, 7.3.07 (KAP) Zu einem gelungenen "Zeichen der Versöhnung" wurde die Reise der "Hutterer"-Delegation aus Kanada, die in den vergangenen zwei Wochen Nord- und Südtirol besucht hat. Auf Einladung des Arbeitskreises "Hutterer-Versöhnungszeichen" hielten sich drei "hutterische" Ehepaare aus Kanada in Tirol auf.

Neben vielen Gesprächen in privaten Kreisen waren die "Hutterer" auch mit den Bischöfen Manfred Scheuer und Wilhelm Egger sowie mit dem Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder zusammengetroffen. Dabei war vor allem auch der für den kommenden Oktober geplante offizielle Versöhnungsakt Thema. Vor der Abreise aus Tirol am Dienstag zogen die Mitglieder der "Hutterer"-Delegation noch eine sehr positive Bilanz ihres Besuchs.

Von Seiten des Arbeitskreises "Hutterer-Versöhnungszeichen" wurde im Anschluss an den Besuch betont, dass es großartig sei, zu erleben, "dass es in Kanada und den USA Menschen gibt, die sich nach der gewaltsamen Trennung über Jahrhunderte hinweg ihre Kultur und die tirolerisch-kärntnerische Sprache ursprünglich erhalten haben". Der von einem tiefen Glauben getragene Lebensstil der Hutterer sei beeindruckend.

Die "Hutterer" sind eine in Tirol entstandene reformatorische Täuferbewegung. Im 16. Jahrhundert wurden sie brutal verfolgt, des Landes verwiesen oder hingerichtet. Ihr erster Vorsteher Jakob Hutterer, nach dem sie benannt sind, wurde am 25. Februar 1536 vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Zahl der "Hutterer" wird heute mit rund 45.000 angegeben. Sie leben - nach einer jahrhundertelangen Odyssee ihrer Vorfahren durch Europa - in sogenannten "Brüderhöfen" in Gütergemeinschaft in Kanada und den USA.

Höhepunkt des Sondierungsaufenthaltes der "Hutterer" in Tirol war am Sonntag, 25. Februar (dem Todestag Hutters), ein Akt des Gedenkens vor dem Goldenen Dachl und um 18 Uhr ein gemeinsamer Gebetsgottesdienst im Alten Innsbrucker Rathaus. Im Rahmen des Besuchsprogramms wurde u.a. auch das neue Buch "Die Hutterer zwischen Tirol und Amerika" der Historikerin Astrid von Schlachta präsentiert.

Die Hutterer werden nun zu Hause den Ältesten und Predigern ihrer Gemeinden die in Tirol gewonnenen Erfahrungen mitteilen. Ein Schreiben des Arbeitskreises "Versöhnungszeichen" lädt zu weiteren Gesprächen ein. Ziel ist eine Vertiefung der Kenntnis der jeweiligen Standpunkte und - "wenn Gott es will", wie die "Hutterer" sagen - ein offizieller Akt im Oktober, um dieses dunkle Kapitel der Tiroler Geschichte zu bedenken. Dies solle auch ein Wegweiser sein für Respekt und Toleranz im gegenseitigen Umgang der Bekenner unterschiedlicher Konfessionen und Religionen.

Die Idee, ein offizielles "Zeichen der Versöhnung" mit den heutigen "Hutterern" zu setzen, geht auf das Heilige Jahr 2000 zurück. Damals hatte Johannes Paul II. in einer weltweit beachteten Vergebungsbitte das Leid benannt, für das Katholiken und ihre Kirche im Lauf der Geschichte verantwortlich waren. Dem Arbeitskreis, der das "Zeichen der Versöhnung" vorbereitet, gehören Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche, der Friedensbewegung "Pax Christi" und der Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Gemeinden an.

(1884)