Annemarie Kury
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Wien, im Mai 2007

Liebe Freunde, liebe Spender, liebe Bosnien-Interessierte!

Ein wunderschöner April mit viel Sonne ist vorbei! Aber die Wiesen, Felder und Gärten waren schon sehr trocken und alle, die mit Land zu tun haben, ersehnten den sehr notwendigen Regen. Jetzt ist er da!

Unsere jährliche Bosnien-Frühjahrsfahrt hat sich von März auf den April verschoben und Menschen in Bosnien ersehnten schon unser Kommen, ersehnten das Patenschaftsgeld, Medikamente, Saatgut, Sanitätshilfsmittel und Zuspruch.

Es war der Ostermontag, 9. April, als wir mit zwei vollgepackten Autos in unserem Privatquartier in der Nähe von Tuzla ankamen.

Das Ehepaar Chavanne: Sie hielten ab 10. April einen sehr wertvollen Kurs für Akupunktmassage in Tuzla ab. Dies ist dort so besonders wichtig, da die medizinische Versorgung aus finanzieller Not schlecht ist und man mit dieser Methode ohne viel Mittel helfen kann. (Extrabericht liegt bei.)

Ich konnte mit Prof. Dr. Werner Biffl und Dr. Miroslav Krstic 40 Hausbesuche machen. Dr. Krstic ist aus Tuzla, hat in Wien mit Hilfe eines Rotary-Stipendiums Medizin studiert und hat seit November eine Ausbildungsstelle im Krankenhaus Zwickau (D). Seine ersten Urlaubstage "schenkte" er für die Hausbesuche bei den Kranken, Alten, Behinderten, aber auch für Gespräche beim Bürgermeister, beim Ambulanzdirektor etc. im Kanton Tuzla.

Was gibt es Neues?

Es gibt Gespräche mit einer großen österreichischen Bank für ein Sozialprojekt für behinderte Kinder in Tuzla. Dafür hatten wir ein gutes Gespräch mit dem Bürgermeister, denn nur mit gemeinsamer Arbeit ist dies möglich. Zur Zeit wird ein Grundstück für ein Therapiezentrum gesucht.

Endlich wird das jetzt gesetzliche Pflegegeld für Behinderte von 130.- Euro/Monat ausgezahlt, aber die vielen alten Menschen haben oft keine oder nur eine ganz kleine Rente von 60.- Euro. Kranke können ev. in die Ambulanz gehen, aber was machen sie dann mit einem Rezept, wenn sie kein Geld haben das Medikament zu kaufen?

Unsere Malka, die wir bei unserer Herbstfahrt noch gebadet haben, ist in der Karwoche einsam gestorben. Der Sohn (35 Jahre) mit Downsyndrom erzählt jedem: "Die Mutter ist weggegangen, sie kommt nicht mehr, sie ist im Paradies." Wer wird sich um ihn kümmern?

Bosnien ist das Land mit der höchsten Arbeitslosenrate im reichen Europa. Die durchschnittliche Arbeitslosenrate ist 44%, in Teilgebieten 80%. Es gibt keine Arbeitslosenunterstützung! Der Aufbau der Industrie geht langsam voran, die Häuslbauer plagen sich sehr, Geld für Material zu bekommen. Wer keine Verwandten oder Freunde im Ausland hat, hat auch kaum eine Chance Geld zu kommen.

Am Land bringen die oft sehr kleinen Landwirtschaften ein Überleben, doch mit der immer noch starken Verminung kann es auch Leben oder Gesundheit kosten.

Unser Schafprojekt "Schafe schaffen Hoffnung" (Schaschaho), die Verteilung von einer Schaffamilie (Schafe bleiben nicht allein) an eine bedürftige Familie als Existenzgrundlage, hat sich sehr bewährt und geht weiter (Dank an die Firmlinge der Pfarre Wien-Starchant!). Unser österreichisches Militär im Bosnieneinsatz hilft uns dabei tatkräftig, die Zusammenarbeit macht Freude.

Sorge machen mir die Menschen in der Armensiedlung etwas außerhalb von Tuzla: Es sind ganz kleine "schlechte Geräteschuppen" ohne Wasser, in denen diese Menschen wohnen. 5, 6, 7, 8 Personen auf 20 m² hausen. Es gibt viele Kinder, die Säuglinge am Arm der Mutter werden zum Betteln gebraucht. Mit drei Jahren müssen sie schon selbst betteln und auch das Stehlen wird ihnen beigebracht. Es ist für sie die einzige ÜBERLEBENSCHANCE. In die Schule gehen diese Kinder nicht. Es gibt zwar Schulpflicht, aber niemand kontrolliert. Ich denke, viele der Lehrer sind froh, wenn diese Kinder nicht in die Klasse kommen ...

Seit einem Jahr lebt auch Senada mit ihren drei Kindern dort. Sie kam aus dem Kosovo, trennte sich dort von ihrem alkoholkranken, aggressiven Mann und hoffte, bei ihrer Mutter in dieser beschriebenen Siedlung Zuflucht und Hilfe zu bekommen. Mit unserer Patenschaft hat sie den Winter mühsam überlebt. Die Patenschaft gibt es nur, wenn die Kinder in die Schule gehen, was sie auch machen, aber sie werden von den anderen Kindern derart ausgelacht, es werden ihnen die Zuckerln gezeigt, die die Kinder beim Betteln bekommen und noch viel mehr angetan. Senada war als Flüchtlingskind in Deutschland und hat dort Ordnung gelernt und will hier nur weg. Unseren Vorschlag, mit einer Miethilfe von uns dort weg zu ziehen, hat sie binnen 24 Stunden umgesetzt. Sie hat eine Küche und Zimmer für 50.- Euro/Monat gefunden und ist am selben Tag mit ihren drei Kindern (9, 7 und 5 Jahre) und drei großen Taschen als ihr Hab und Gut eingezogen. Wir bezahlten die Miete als Probe für ein halbes Jahr. Am Morgen darauf besuchte ich sie, und eine fröhliche, zufriedene Familie war beim Ausmalen der Wohnung.

Diese Fröhlichkeit, diese Dankbarkeit möchte ich ALLEN bringen, die immer wieder helfen so etwas möglich zu machen!!!
Im September bin ich wieder in Bosnien, da wird außer dem üblichen Patenschaftsgeld auch Geld für die Besorgung von Heizmaterial dringend notwendig sein.

Den langjährigen Unterstützern, den Jubilaren, ob 95, 85 oder 70 Jahre, den Jubelhochzeitern mit 25, 50 oder 60 Jahren Ehe, die alle auf Geschenke verzichtet haben, ALLEN, ALLEN in welcher Form die Hilfe auch war, kann ich nur sagen: DANKE, es ist sicher gut und sinnvoll angelegt. Ein paar kleine Sonnestrahlen sind bei so manchem Bosnier aufgegangen und sie werden weiter strahlen.

Einen guten Sommer mit Sonne zum Auftanken wünscht
Euch / Dir / Ihnen mit lieben Grüßen

 

annemariekury@hotmail.com