Eine Interreligiöse Begegnung zum Thema
"Frieden in der Welt"

fand im Rahmen des Kalachakra, in den Kasematten am Schlossberg in Graz, am Freitag dem 18. Oktober statt. Ich erfuhr davon erst, nachdem der Beirat der "Interreligiösen Verständigung und Zusammenarbeit" (IVZ), Joseph Reuben Silverbird (Botschafter des Friedens), eine Einladung zu dieser Veranstaltung zugesendet bekommen hatte. Ich rief sofort Frau Dr. Andrea Loseries, eine Veranstaltin dieses Meetings an, um zu fragen, ob sie uns noch zwei Karten dafür reservieren könne, es wurden zu diesem Meeting ja nur 1200 Einladungen vergeben. Nach einem weiterem Telephongespräch am nächsten Tag sagte sie zu, zwei weitere Karten für diesen Event für die IVZ zu reservieren.

Freitag Morgen, ich hatte fast verschlafen, schnell die Sachen zusammen packen, wollte ich ja am nächsten Tag, Samstag Früh, weiter nach Klagenfurt. Und dazu noch der Regen in Wien, ich kam eine Stunde zu spät zum ausgemachten Termin und zur Adresse von Reuben Silverbird im 16. Wiener Gemeindebezirk (aus acht Uhr früh wurde neun). Nachdem wir endlich losgefahren waren, versicherte er mir noch, dass er eigentlich zu diesem Treffen nicht gefahren wäre, hätte ich ihn nicht dazu überredet. Er sei von einem Veranstalter abgelehnt worden, zusammen mit den anderen Repräsentanten der verschiedenen Religionen (nicht nur der fünf Weltreligionen, welche an diesem Tag zum Thema reden sollten) am großen Podium zu sitzen. Er empfand es schlimm, dass da kein Platz war für "einen Indianer", um wenigstens einen Teil indianischer Spiritualität zu repräsentieren. Seit ich Silverbird (Nednhi-Apache väterlicherseits und Cherokee/Navajo von seiner Mutter Seite) kenne, weiß ich, es trifft ihn, falls er oder sein Volk nicht respektiert wird. Hatte der weiße Mann doch in der Vergangenheit indianische Nationen systematisch ausgelöscht, reduziert auf etwa 5 bis 10% in Nordamerika seit er seinen Fuß auf die Amerikas setzte. So etwas nimmt er nicht auf die leichte Schulter, sondern zu Herzen, sich selbst und seines Volkes wegen.

Anyway, wir waren auf der Fahrt nach Graz, zur interreligiösen Begegnung. In Wiener Neustadt holten wir Gerhard ab. Gerhard, ein Berufskollege von mir, fast Aktivist der IVZ, röm. kath., aber mehr Vertreter des Buddhismus als des Christentums (Buddhist der an den Schöpfer glaubt), war sehr enthusiastisch.

In Graz angekommen, fuhren wir zuerst zur neuen Stadthalle (erst wenige Tage zuvor eröffnet), wo das Kalachakra abgehalten wurde, in der Hoffnung, Frau Dr. Loseries zu treffen, um die reservierten Karten entgegenzunehmen. Ich rief sie an, sie war gerade mobil in der Stadt unterwegs, brachte mir die zwei Karten dann zu ihrem Stand, Kalachakra-Kultur 2002, im ersten Stock (unten fand das Kalachakra statt). Frau Dr. Loseries erzählte mir unter anderem noch, dass 2003 ein großes interreligiöses Treffen in Graz stattfinden würde.

..... Wir suchten Parkplätze für die zwei Autos, dann fuhren wir mit der Straßenbahn in Richtung Schlossberg, mit dem neuen Lift ging es hinauf und das letzte Stück mussten wir zu Fuß zurücklegen.

Wir waren zu früh dran, machten einen Spaziergang, tranken Kaffee und tauschten unsere Erfahrungen bzw. unsere Überzeugungen aus, machten Witze und Fotos von uns zusammen mit Graz von oben.

Dann war es an der Zeit, wir gingen wieder zu den Kasematten, ein beeindruckendes Ambiente, diesmal wurden wir zu einem VIP-Platz geleitet, vorne in der dritten Reihe.

Wir saßen nicht lange, als bald nicht nur die Repräsentanten der fünf Weltreligionen auf das Podium kamen, welche zum Thema sprechen sollten, sondern noch andere, die verschiedene religiöse Traditionen repräsentierten.

Die fünf Sprecher der vertretenen Weltreligionen: Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama, Repräsentant des Buddhismus (ich saß ihm genau gegenüber). Superintendent Hermann Miklas (evangelisch), Repräsentant des Christentums, Swami Amarananda (Hinduismus), Paul Chaim Eisenberg (Judentum), kannte ich schon von diversen Veranstaltungen in Wien. Und zu guter Letzt, but not least, Yusuf Islam alias Cat Stevens, vielleicht habe ich ihn deshalb als ebenso bereichernd empfunden, wie den Dalai Lama, habe ich ja einst seine Lieder gesungen, .....na wenigstens auf Schallplatte mitgesungen.

Die Begrüßung wurde von Bürgermeister Alfred Stingl gehalten. Er begrüßte auch (es war nicht zu übersehen) mit einem freundlichen Blick, Lächeln und Winken mit der Hand vom Rednerpult, unseren Silverbird, das war doch etwas Balsam auf seine indianische Seele.

Die Anwesenheit des Dalai Lama, der nach der Einführung zuerst gesprochen hatte, empfand ich wie ein Gesicht, das seine Maske abgelegt hat, aber auch kein Make-Up braucht. Die natürliche Religiosität, die er verkörpert, ...faszinierend im Vergleich vieler, welche Religiosität anscheinend angezogen oder aufgesetzt haben.

Und die Reden der Vertreter der anderen Weltreligionen zum Thema Friede in der Welt, ...fragen sie mich nicht nach dem genauen Inhalt, waren aber wie eine warme Brise in einer kalten finsteren Nacht, welche den Aufgang der Sonne ankündigt. Es war ja nicht gerade warm, ein teilweise sonniger aber rescher Herbsttag in Graz.

Ja, und nicht zu vergessen, die neuen Musikstücke, welche zwischen den Rednern (für jede Religion ein Musikstück) aufgeführt wurden, unter dem Zeichen "I have a dream", komponiert und dirigiert von Franz M. Herzog. Für 4 Sänger, Violine, 4 Posaunen, 2 Percussionisten und Sound. Je ein Musiker aus jeder Religion. Esemble CANTUS, TUBAPHONIE GRAZ und STUDIO PERCUSSION.

Vor der Rede des Dalai Lama, 1 u. 2 die Introduktion (Krieg - Lamento, es wurde kein Text gesungen, nur "A"). Auf dem Zentralton A aufbauend kommen immer reichere Klänge dazu. Steine, "Klangmühle", und Obertongesang, Ohm.... Der Lama drehte sich mehrmals um und wollte ein Lachen von der Leber nicht verhindern. Am Rednerpult vor seiner Rede, kommentiert seine Heiligkeit die beiden Stücke wieder mit einem Lächeln, und einem erstauntem ....."Very powerful"..... Dann seine Rede in englisch, mit deutscher Übersetzung, und zwei Gebärdenübersetzern.

Vor dem Vertreter des Christentums das christliche Stück "5 Reden: Da pacem domine - The Prayer of St. Francis". Percussion, Gregorianik als Bausteine, Verfremdung durch moderne Harmonik und afrikanische Rhythmik.

Dann der Sprecher für das Christentum, der evangelische Superintendent Herman Miklas. Der steirische Diözesanbischof Egon Kapellari saß auch auf dem Podium, aber erst in der zweiten Reihe.

3. Hinduismus-Stück. I Have a Dream (M. L. King). Percussion, Zitate aus Schriften und Reden von M. Gandhi wurden improvisiert gesungen und mit Perkussion abgeschlossen.

4. Teile der 2. Sure aus dem Koran wurden von den Männern ohne Instrumente gesprochen und dann von Imam Ibrahim Mohamed in Arabisch gesungen, .....Bevor Yusuf Islam seine beeindruckende Rede mit einem eingespielten Titel der Aufnahme seines Freundes und Glaubensbruders hielt. (Sein bosnischer Freund und Glaubensbruder, auch ein Songwriter, hatte ihm eine Aufnahme von seinem letzten Werk geschenkt. Nachdem er ihm seine letzte Aufnahme geschenkt hatte, ist er in Bosnien in einem Helikopter, der von einer Kriegspartei abgeschossen wurde, umgekommen)

5. Zuletzt Shalom Chaverim, Psalm 23 "Der Herr ist mein Hirte", als Kantorgesang, ein Violinsolo, dann als fließender Übergang zum letzten Teil " I Have a Dream". .....Paul Chaim Eisenberg.

Zum Abschluss sangen die fünf Sprecher stehend mit den anderen Vertretern und dem Publikum, .....Let's Hold Hands Together....und taten auch, was sie sangen, ....fürs erste.

Ich machte einige Fotos, wollte noch mehr machen zum Schluss, aber es gelang nicht.

Etwas später in einem Restaurant, wir aßen zusammen, Silverbird hatte etwas an seinem Salatdressing auszusetzen, ...schob ihn beiseite. Die Kellnerin macht einen anderen Salat, diesmal nur mit leichtem Öl, es sollte ihm aber auch dieser nicht schmecken. Es war ihm der Appetit vergangen, konnte noch immer nicht akzeptieren, wenigstens einen kleinen Teil indianischer Spiritualität repräsentiert zu haben, wenigstens in der hintersten Reihe. Bei den interreligiösen Konferenzen, die wir gemeinsam in Washington DC und London besuchten, sei er besser behandelt worden. .....Er wollte nur schnell nach Hause, nach Wien, er hätte viel zu tun, zu schreiben an seinen Vorträgen und Buch. Also Gerhard und ich beeilten uns mit unserem Essen, welches ausgezeichnet schmeckte.

Und bald darauf saß er im Auto Richtung Wien, diesmal mit Gerhard, ich wollte ja am nächsten Morgen zeitig nach Klagenfurt. Für mich und Gerhard war es eine positive interreligiöse Begegnung, dezidiert äußerte das Gerhard, als wir uns verabschiedeten.

Am nächsten Morgen im Auto und auf der Fahrt nach Klagenfurt, stellte ich mir selbst die Frage: Was könnte man nächstes Mal besser machen, bei der nächsten "interreligiösen Begegnung", zum Beispiel 2003 wieder in Graz? Für mich war diese Frage nicht schwer zu beantworten. Und für Sie?

Karl Amesbauer

ANmerkungen zu diesem Bericht von Frau Dr. Andrea Loseries-Leick (Kalachakra KULTUR)
http://www.kalachakra-kultur.at